Skulpturenpark 14 (EG)
"FISCHARTEN" –
Was macht den Fisch zum Kunstwerk?
Der Fisch, ein klassisches Sujet. Ob als Bildmotiv frühchristlicher
Kunst, als Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit oder allgemein als Sinnbild
für das Christentum, der Fisch wird noch heute in vielen Kulturen und
Religionen verehrt.
Als Thema künstlerischer Auseinandersetzung genießt der Fisch zeitlose
Aktualität, über Epochen, Kunststile und Ausdrucksmedien hinweg. Der
Verdichtungsprozess folgt dabei häufig klassischen Techniken, z.B. als
Vanitasmotiv berühmter Stillleben, als subtile malerische Bildkomposition wie
"Der Goldfisch" aus dem Jahr 1925 von Paul Klee oder Damien Hirsts in
Formaldehyd eingelegter Tigerhai, der als "das" ikonische Kunstwerk
der neunziger Jahre schlechthin gilt. Hier knüpfen auch zeitgenössische
Entwicklungen und Positionen an, oder gehen sogar weiter, wie die Werke von
Rainer Schoch eindrucksvoll veranschaulichen.
Der Deutsche Künstler, der schon seit vielen Jahren in der Schweiz lebt und arbeitet, möchte ein aufgeschlossenes Publikum in den Dialog bringen und widmet sich dem traditionsreichen Sujet gegenwärtig gleich in zweifacher Hinsicht. "Was macht den Fisch zum Kunstwerk?" lautet ein Projekttitel. Und: "Im Bodensee und in Schweizer Seen hungern die Fische". Im Fokus dieser Werkreihe steht der Fisch als Symbol des Lebens und der Natur, ihre ursprünglichen Kräfte sowie deren Ambivalenz zwischen Segen und Destruktion, und als künstlerisches Artefakt. So thematisiert Rainer Schoch anhand seiner verschiedenfarbigen Fischskulpturen aus Schwemmholz Wirklichkeiten und Wirkungen gesellschaftlichen Wandels und daraus resultierender Folgen für Mensch und Tier: Was passiert in unseren Gewässern? Verhungern die Fische? Sind unsere Seen zu sauber?
Eigentlich ist Schoch Maler, nicht Skulpteur, und das sieht man seinen
Werken an. Die plastischen Arbeiten sind anders als das, was wir zum Thema
kennen. Mit seiner eigenständigen Formensprache lädt der Künstler ein,
Betrachtungsweisen zu überdenken. Sein Werkstoff sind Fundstücke der
angeschwemmten Natur, Abbilder vergangenen Lebens, die der Künstler mit einer
speziellen Technik zu neuem Leben erweckt und einzigartige Unikate entstehen
lässt.
Es geht um Nähe und Distanz. Was geschieht zwischen Werkstoff und
Künstler, um der orginären Idee, der persönlichen Wahrheit eines Objektes im
künstlerischen Prozess Sichtbarkeit zu verleihen? Das macht die Kunst.
Dass Rainer Schoch mit Kunsttraditionen beginnt und bei gesellschafts-ökologischen Fragestellungen endet, zeigt den umfassenden Bogen, den sein interkontextueller Ansatz spannt. In seinen plastischen Werken lebt die herkömmliche Gattung, die Skulptur, weiter, aber sie zeigen sich auch leicht aus dem Rahmen gerückt, sie entfalten Eigenleben, reichen über gewohnte Anschauungen hinaus. Er tut dies weise und schmunzelnd, zuweilen frech, aber immer fundiert. So schaffen seine Arbeiten ästhetische Intensität eigener Art.
Britta Acquistapace
Kunstwissenschaftlerin M.A.
Projekt,, Fischarten“ der Künstler fertigt Fische aus mehrere Hundert Jahre altem Holz und gibt damit jedem Unikat seine eigene Geschichte mit. Wasser, Wind und Wetter hinterliessen ihre Spuren im Holz, sie prägten die Oberfläche, Risse, Äste und Zapflöcher verleihen den Fischen Aussagekraft und Charakter. Mit einem Starken Material-Mix setzt der Künstler diesem Schwemmholz bewusst in Szene.